Vertikalbegrünung in der Arabellastrasse
Klimaschutz in München - die Bayernmetropole als Vorreiter beim Thema Stadtbegrünung
Die Auswirkungen des Klimawandels sind allerorten zu spüren: Zu warme Winter, ausbleibende Niederschläge und anhaltende Trockenheit machen nicht nur den Landwirten zu schaffen, sondern wirken sich auch negativ auf das Leben in den Großstädten aus. Die Feinstaubbelastung steigt. Sommerliche Hitze staut sich zwischen Häuserwänden verdichteter Wohngebiete und macht gesunden Schlaf in stickigen Sommernächten fast unmöglich. Die wenigen grünen Oasen sind an besonders heißen Tagen überfüllt.
Umdenken bei der Stadtplanung
Auch in München sind der Englische Garten und die renaturierten Isarufer zwar beliebte sommerliche Refugien, reichen aber bei weitem nicht aus, um den veränderten Klimabedingungen angemessen zu begegnen. Stadtplaner denken darum schon seit ein paar Jahren um und gehen neue Wege beim Thema Stadtbegrünung. So orientiert man sich bei der Baumbepflanzung in Großstädten zunehmend an Listen, wie sie zum Beispiel die Bayerische Landesanstalt für Weinbau und Gartenbau (LWB) herausgibt. Darin werden Bäume empfohlen, die sich besonders positiv auf die Stadtluft auswirken. Zu ihnen gehören zum Beispiel verschiedene Ahorn- und Eschenarten wie der Italienische Ahorn, der Französische Ahorn oder die Blumen-Esche.
Vertikalbegrünung an der Arabellastraße
Verbinden sich Neubauprojekte und Klimaschutzmaßnahmen in einer Weise, die auch optisch anspricht, kann von einer echten Win-Win-Situation die Rede sein. So wie bei einem aktuellen Projekt an der Arabellastraße in Bogenhausen: Hier soll ein Wohn- und Geschäftshaus mit komplett begrünter Fassade entstehen. Zwar kennt man begrünte Fassaden, die sogenannte „Vertikalbegrünung“, bereits aus Großstädten wie Berlin und Hamburg. Dort basieren sie jedoch bisher hauptsächlich auf privaten Initiativen. Pioniere des „Urban Gardening“ probieren ihre Lust am Gärtnern auch an Hauswänden aus und verschönern so die Innenstädte. In München geht es jedoch um ein groß angelegtes Bauprojekt, das der Stadtrat 2020 gebilligt hat. Auch der Präsident des Bundesverbandes Gebäudegrün Gunter Mann bezeichnet dies als „deutschlandweit etwas Besonderes“. (Quelle: https://www.sueddeutsche.de/muenchen/muenchen-gruenes-hochhaus-arabellapark-1.4877250)
Besseres Mikroklima durch Bau-Innovation
Bauherren sind der Münchener Immobilienunternehmer Stefan Pfender und sein Partner Gisbert Glass; als Architektin für das bis zu 16 Stockwerke hohe Gebäude zeichnet Aika Schluchtmann Architekten verantwortlich. Gemeinsam mit der Firma Vertiko und der Hochschule Weihenstephan-Triesdorf haben sie ein Begrünungskonzept entwickelt, das nicht nur die Innenräume des Gebäudes kühlt, sondern auch ein besseres Mikroklima im Viertel schaffen soll. Die Pflanzen, die dabei zum Einsatz kommen, sind je nach Himmelsrichtung unterschiedliche Schling- und Rankpflanzen, bei deren Auswahl die Hochschule berät. Sie geben bei der Photosynthese Feuchtigkeit ab, durch die die Außentemperatur gesenkt werden kann. Ein weiteres Novum ist der Wartungsgang: Die Pflanzen müssen nicht, wie bei vergleichbaren europäischen Projekten, von außen gepflegt werden, sondern können über einen Gang erreicht werden, der in den einzelnen Stockwerken jeweils zwischen den Innenräumen und der bepflanzten „Außenhaut“ liegt.