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München - Partystadt der Seventies

Ein nostalgischer Rückblick auf legendäre Clubs

Waren das noch Zeiten, als Münchener Diskotheken das Heißeste waren, was die Republik in Sachen Clubbing zu bieten hatte. Natürlich macht Tanzen und Partymachen in München auch heute noch Spaß – doch den Reiz des Neuen und ein wenig Verbotenen, teilweise sogar Experimentellen, den findet man leider nicht mehr. Ein wehmütiger Rückblick zum Staunen.

München rockte

Während die wilde Partyszene heute vor allem in Berlin zu finden ist, steht München eher für alles Exklusive, Teure und Luxuriöse. Das kann man genießen, aber auch etwas langweilig finden. Kaum noch vorstellbar, dass die Partywelt vor rund fünfzig Jahren in München eine komplett andere war. Es gab Hardrockclubs wie das „Crash in Sendling, unter einer Eisenbahnbrücke in der Lindwurmstraße. Hier war es unangepasst, wild und verdammt laut.

Legendäres Schwabing

Das Zentrum der Clubszene befand sich in den 1970er-Jahren in Schwabing. Wer heute durch die kommerzialisierten Vergnügungsmeilen des legendären Stadtteils schlendert, wo sich am Wochenende Partywillige vor allem aus dem Münchener Umland einfinden, kann sich nur schwer vorstellen, was für einen Ruf Schwabing damals hatte. Einen Ruf des Reizvollen, Verbotenen, Aufregenden, der junge Leute aus der ganzen Republik nach München zog. Hier war ein Zentrum der Hippie- und Flower-Power-Bewegung. Hier lebten Rainer Langhans (der heute übrigens wieder in Schwabing wohnt) und das aus Sendling stammende Model Uschi Obermaier in der später berühmt gewordenen „Highfish-Kommune“ in der Giselastraße. In Schwabing soll Obermaier auch Mick Jagger kennengelernt haben, und zwar in dessen Lieblingsclub „Tiffany“ in der Leopoldstraße, wo die Stones mehrfach auftraten. Langhans chauffierte seine Freundin zu Dates mit dem Rockstar – kein Problem in der Schwabinger Welt der Siebziger, in der offene Beziehungen zum Lebensgefühl der Szene gehörten. Obermaiers eigener Lieblingsclub war übrigens das „Big Apple“ in der Leopoldstraße, das schon seit 1963 existierte.

Yello Submarine, Schwabing
Yello Submarine, Schwabing
Bildquelle: FOTO:FORTEPAN / Romák Éva, CC BY-SA 3.0, via Wikimedia Commons

Großraumdiskos und "Multimedia"

München war in den Siebzigern aber auch der Ort, an dem es die ersten Großraumdiskotheken Deutschlands gab. Hier wurde auf mehreren Etagen und in unterschiedlichen Räumen und Hallen gefeiert und getanzt. Die bekannteste unter ihnen ist das legendäre „Blow Up“ am Elisabethmarkt (am Platz der heutigen Schauburg). Jimi Hendrix spielte hier seine ersten Livekonzerte in Deutschland. Man konnte hier flippern und Filme anschauen, „Multimedia“ im Stil der Zeit. Ein weiteres mehrstöckiges Nachtlokal war das „Yellow Submarine“ als Teil des Schwabinger Einkaufs- und Vergnügungszentrums „Schwabylon“. Es war ausgestattet wie ein U-Boot und von einem riesigen Aquarium – inklusive lebender Haie! – umgeben. Heute existiert es wie so viele andere grandiose Locations leider nicht mehr, sondern fiel 2013 dem Gesamtabriss des Schwabylon zum Opfer.

Wandel seit den 80er-Jahren

In den frühen 1980er-Jahren setzte allmählich ein Wandel ein, den viele Ikonen der wilden Schwabinger Szene nicht mitmachen konnten und wollten. In einer kurzen und sehr interessanten Übergangsphase lebte in München eine kleine Punk-, New Wave- und Ted-Szene. In Clubs wie dem „Lipstick“, dem „Damage“ oder der „Parabel“ gab es ein gemischtes Publikum aus Punks, Skas, Rockabillys, Spätmods und Wavern. Alles, was schräg war und zur Jugendkultur gehörte, hatte hier Zugang. Man dachte zu jener Zeit noch nicht in so stark ausgeprägten Jugendkultur-Schubladen wie heute. Auch Popper durften mitfeiern und ihre teuren Klamotten herzeigen. Nur wenige Jahre später wurden sie dann bestimmend für das Münchener Nachtleben. Vieles, was in den 80er-Jahren als „Münchener Schickeria“ bekannt wurde, lebt heute noch irgendwie weiter. Die Rockkultur der Siebziger dagegen scheint im München von heute restlos untergegangen. Schade.


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